Lange hat Donald Trump gegen den Chef der US-Notenbank, Gerome Powell, gestänkert. Die rigidere Geldpolitik war ihm schon lange ein Dorn im Auge und er ließ es sich auch nicht nehmen, seinen Unmut darüber in üblicher Manier auf Twitter kundzutun. Nun scheint der Fed-Chef einzulenken und möchte weitere Schritte zur Zinserhöhung vorerst aufschieben. Das freut nicht nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch den Goldpreis!
Das Jahr 2018 war ein schwieriges Jahr für Aktienanleger. Es begann mit einem heftigen Crash im Januar, in dem viele Hedgefonds ihre Segel streichen mussten. Zwar konnten die Märkte sich bis zum Herbst noch mal auf ihre alten Höchststände vorarbeiten, diese wurden aber genutzt, um Ballast abzuladen – die Big Player nutzen die Alltime-Highs zum Verkaufen und machten Kasse. In der Folge brach der S&P 500 Index bis zum Jahresende 2018 um gute 600 Punkte ein. Doch zum Jahreswechsel 2019 sieht es schon wieder rosiger aus, von den Tiefstständen im November haben wir uns bereits heute deutlich erholt. Ist das nun nur eine Bärenmarktrallye oder kommt jetzt tatsächlich die Trendwende nach oben? Die Fed hat es in der Hand.
Goldpreis steigt immer weiter
Oftmals wird Gold in Krisenzeiten als sichere Form der Geldanlage betrachtet. Geht es an den Aktienmärkten runter, schichten Anleger und Investoren gerne ihr Geld in sichere Häfen um. Gold ist in der Regel einer davon, der japanische Yen und Staatsanleihen weitere. Doch dieses Mal ist etwas anders. Obwohl sich die Aktienmärkte seit Anfang des Jahres 2019 in einem deutlichen Aufwärtsschub befinden, steigt Gold ebenfalls. Der Goldmarkt zieht einfach mit! Die Frage, die sich daraufhin stellt ist natürlich: Was passiert mit dem Goldpreis erst, wenn die Aktienmärkte wieder einbrechen? Und: Ist Gold vielleicht ein Frühindikator für noch größere Verwerfungen am Aktienmarkt, als wir sie 2018 bereits gesehen haben?
Leitzinserhöhung unterbrochen
Noch im Dezember sagte Powell, dass die Fed 2019 den Leitzins zweimal anheben wolle. Dem amerikanischen Leitindex S&P 500 gefiele diese Aussage augenscheinlich gar nicht, er quittierte die straffere Geldpolitik mit einem weiteren Kursverlust und so musste Powell im Laufe der letzten Wochen deutlich zurückrudern. Die Aussage des Fed-Chefs im Januar, weiterhin „geduldig“ zu sein bei den Zinserhöhungen, beruhigte die Aktienmärkte deutlich und führte zu dem Kursanstieg, den wir bis heute sehen. Das übergeordnete Zeil bleibt bestehen: Die Fed möchte ihre Bilanzsumme von 4,05 Billionen Dollar deutlich reduzieren und so dem Markt Geld entziehen. Jeden Monat verkauft sie im Wert von 50 Mrd USD Hypotheken und Staatsanleihen. Doch der Kurs könnte sich als zu brutal erweisen für das hochverschuldete Land. Obwohl sich Powell eigentlich nicht „von den Finanzmärkten treiben lassen“ wollte, scheint sich das Blatt nun gewendet zu haben.
Fed rudert zurück
Surprise, surprise! Die heftigsten Bewegungen an der Börse entstehen, wenn die Marktteilnehmer in irgendeiner Form überrascht werden – im positiven oder im negativen Sinne. Nachdem sich die Marktteilnehmer gestern also bereits auf eine Fortsetzung des harten Notenbank-Kurses eingestellt hatten, wurden sie von Powell positiv überrascht. Er gab sich weitaus handzahmer als noch im Dezember und wollte anstelle weiterer Zinserhöhungen sogar eine Zinssenkung nicht ausschließen. Bäng! Die Märkte freute es, neue Aussicht auf billiges Geld lässt sie stets haussieren. Powell möchte nun nach jeder Fed-Sitzung eine Pressekonferenz halten, um die Transparenz seiner Notenbankpolitik zu untermauern. Dem Goldpreis gefiel anscheinend der Ansatz der Fed, sodass Gold mit einem neuen Achtmonatshoch aus dem Handel ging.
Trump hat gewonnen
Obwohl die Notenbank der USA, genau wie die EZB in der Theorie unabhängig ist oder unabhängig handeln soll, hat Powell sich damit deutlich Donald Trump gebeugt, der aus lauter Unmut über die neue rigide Politik den Fed-Chef bereits entlassen wollte:
Schließlich ist Trump ein Gewinner-Typ, der die US-Märkte reussieren sehen möchte. Immerhin setzen viele Amerikaner, anders als die Europäer, ihre Altersvorsorge in Aktien um und würden es Trump ankreiden, wenn dieser nicht helfend eingreift, sobald die Aktien zu kollabieren drohen. So beugte sich auch der Fed-Chef den Wünschen des US-Präsidenten, auch wenn er es offiziell natürlich nie zugeben würde. Aktuell gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass es 2019 keine weiteren Zinserhöhungen mehr geben wird. Das Überraschungsmoment wird also auf der Gegenseite liegen, sollte die Fed es sich bei der nächsten Notenbanksitzung am 19. März wieder anders überlegen.
Gold steigt von allem unbeeindruckt
Der Goldpreis steigt von all dem unterdessen unbeeindruckt weiter. Seit September 2018 und den damaligen Tiefstständen von 1180/Feinunze (Future) konnte der Goldpreis zuletzt deutlich zulegen. Der Powell-Push am gestrigen Donnerstag katapultierte ihn auf die Marke von 1320 mit sehr bullischem Ausblick. Charttechnisch betrachtet kommt uns der nächste heftige Widerstand bei der wichtigen Marke von 1380 entgegen. Hier dürften zunächst einmal die ersten größeren Gewinnmitnahmen folgen von allen Anlegern, die seit September 2018 Gold Long investiert sind. Bricht der Goldpreis jedoch diese wichtige Marke, steht einer erneuten Aufnahme des langfristigen Aufwärtstrends nichts mehr im Weg zu Gold könnte zu altem neuen Glanz aufbrechen oder sogar die alten Höchststände aus dem Jahr 2011 ins Visier nehmen.
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