Der steigende Goldpreis ist in aller Munde und immer mehr Anleger versuchen derzeit auf den Trend aufzuspringen, bevor es zu spät ist. Neben der positiven Saisonalität in der zweiten Jahreshälfte ist auch die anhaltende und verschärfte Niedrigzinspolitik in Amerika Treiber für den Goldpreis. Doch neben all der Notenbankpolitik gibt es noch einen weiteren wichtigen Faktor, der bisher weitgehend unter dem Radar lief: Die Verknappung von physischem Gold durch die russische Notenbank.
Es ist kein Geheimnis, dass Trump und Putin nicht gerade best friends sind. Wenn unter Präsident Obama die Feindschaft der beiden Supermächte immer offensichtlicher wurde, so kann man derzeit allenfalls von einem Waffenstillstand zwischen Russland und USA sprechen. Zentrales mediales Thema ist derzeit eher der Handelskonflikt USA-China. Doch in der Konstellation der Supermächte gibt es einen lachenden Dritten: Russland. Das Land versucht sich nun verstärkt von der Dominanz des US-Dollars zu emanzipieren und setzt verstärkt auf Goldkäufe.
4-5 Tonnen pro Woche
Der Goldpreis geht in den letzten Wochen regelrecht durch die Decke. Dies hat viele Ursachen, doch eine davon fand hier noch wenig Beachtung: Präsident Putin gab seiner Zentralbank die Anweisung, wöchentlich 4 – 5 Tonnen Gold aufzukaufen. Dies führt natürlich zu einer Verknappung des Angebots. Weiß Präsident Putin vielleicht etwas, was wir nicht wissen?
Goldreserven auf 2000 Tonnen aufgestockt
Während viele andere Notenbanken das gelbe Edelmetall höchstens als kleine Beimischung in ihrem Investment-Portfolio betrachten, hat Russland bereits mehr als 2000 Tonnen Gold gekauft. Alleine im Juni 2019 kamen noch mal fast 19 Tonnen obendrauf. Und schaut man sich den aktuellen Goldpreis mal an, dann hat Putin augenscheinlich alles richtig gemacht. Ein schönes Zubrot für das von Sanktionen gebeutelte Land. Insgesamt dürfte sich der Goldwert des russischen Vorrats mittlerweile auf ca. 100 Mrd USD belaufen. Präsident Putin hält mit seiner Vorliebe für Gold nicht hinter dem Berg und brüstet sich öffentlich mit den Zukäufen:
Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes decken unsere Goldreserven die gesamte Auslandsverschuldung, sowohl staatliche als auch private, ab.
Präsident Putin
Damit ist Russland, bei Licht betrachtet, ein schuldenfreies Land! Ein Zustand, von dem die marode und völlig überschuldete EU nur träumen kann und die USA größte Mühen hat, den enormen Schuldenberg unter Kontrolle zu halten. Doch während die marode EU unter ihren korrupten, naiven, völlig linksgrün ideologisierten und verschwenderischen Politikern finanziell und politisch zugrunde gehen wird, werden sich die USA wenigstens aus eigener Kraft wieder aus dem Sumpf hinausziehen können.
Weg vom US-Dollar
Der ewige Streit der beiden Supermächte USA und Russland manifestiert sich derzeit zwar primär in dem Gerangel um die Vormacht in Venezuela, doch auch hinter den Kulissen geht der Wirtschaftskrieg weiter. Russland will sich endlich und endgültig von der Vormachtstellung des US-Dollars als Weltleitwährung lösen und diesen schwächen. In der Praxis werden hier sukzessive sämtliche Handelsströme, also Im- und Exporte, von US-Dollar auf Rubel umgestellt. Der Dollar als Carry-Währung hat bei vielen Transaktionen bereits ausgedient. Da Gold als großer Gegenspieler des US-Dollars angesehen werden kann, laufen Dollar-Sanktionen der USA gegen Russland ins Leere, wenn das Land sich mit immer größeren Goldvorräten von der Weltleitwährung emanzipiert. Im Gegensatz dazu hat Russland US-Staatsanleihen bereits im großen Stil abgeworfen und sein Portfolio auf einen Umfang von nur noch 12,8 Mrd USD reduziert. Im Jahr 2010 waren es fast noch zehnmal so viele.
Landeseigene Förderung profitiert
Doch nicht nur der Goldpreis profitiert vom derzeitigen Shopping-Rausch der Russen, auch die einheimische Goldförderung wird dadurch angekurbelt. Denn Russland ist nicht nur ein sogenanntes Rohstoffland im Ölsektor, sondern betreibt auch zahlreiche Goldminen, wenngleich diese auch weniger dominant wie beispielsweise Australien oder Kanada. So kauft die russische Zentralbank fast das gesamte von russischen Minen geförderte Gold auf, im letzten Jahr waren es 274 von 324 Tonnen Gesamtförderung. Die abgegraste Menge Gold fehlt im Anschluss natürlich auf dem weltweiten Goldmarkt, sodass der Preis zwangsläufig weiter steigen muss, solange die russische Zentralbank weiter so kräftig zulangt.
Chinesen springen auf den Zug auf
Auch wenn die Chinesen erst später auf den Zug aufspringen, langsam hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass hier bald ein neuer Goldrausch starten könnte. Und so fängt auch Peking bereits damit an, US-Staatsanleihen abzustoßen und gegen Gold einzutauschen. Im ersten Halbjahr 2019 fügte das Reich der Mitte 74 Tonnen zu seinem bereits bestehenden Goldschatz hinzu. Es ist offensichtlich, dass Peking und Moskau derzeit alles daran setzen, sich von der wirtschaftlichen Vormachtstellung der USA zu emanzipieren und Sanktionen wie Zölle auszuhebeln und dadurch bedingte wirtschaftliche Schäden abzumildern. Der steigende Goldpreis spielt beiden Supermächten dabei in die Karten und durch das beherzte Zugreifen am Goldmarkt feuern sie die aktuelle Hausse auch noch zusätzlich an.
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