Goldanlegern ist in den letzten Wochen das Grinsen ins Gesicht geschrieben. Die langjährige Konsolidierungsphase hat ein Ende gefunden. Die saisonale Tendenz des Goldes, welches traditionell in der zweiten Jahreshälfte deutlich stärker notiert als in der ersten wird zusätzlich noch von weiteren fundamentalen Faktoren befeuert. In erster Linie ist es die sich anbahnende Rezession und der Abverkauf an den Aktienmärkten, der Anleger jetzt verstärkt ins Gold treibt. Auch der amerikanische Präsident gießt mit seinen Tweets zum Handelsstreit weiter Öl ins Feuer, das den Goldpreis nach oben treibt.
Bereits in diesem Artikel im Juni hatten wir auf die positive Saisonalität für den Goldpreis hingewiesen. Für Goldanleger und Trader war dieser Hinweis bares Geld wert. Seither ist der Goldpreis um mehr als 150 Dollar und über 50 Euro gestiegen. Woher kommt der plötzliche Boom?
Die neue alte Notenbankpolitik
Noch vor wenigen Monaten hatten Anleger und Investoren mit weiterhin steigenden Zinsen gerechnet. Doch sie haben die Rechnung ohne Donald Trump gemacht. Die Kehrtwende im Zinsanhebungsprozess wurde eingeleitet und statt steigender Zinsen sehen wir jetzt sowohl in den USA wie auch (weiterhin) in der EU einen fallenden Zinssatz. Steigt der US-Zinssatz, steigen auch die Opportunitätskosten für das Halten von Gold. Ein steigender Zins ist also eher kontraproduktiv für den Goldpreis, während sinkende Zinsen das Gegenteil bewirken. So bleibt am Ende die Gewissheit, dass weder die Fed noch die EZB wirklich Spielraum haben, die Zinsen drastisch zu erhöhen, ohne das kunterbunt aufgeblasene Finanzkarussel zum Einsturz zu bringen. Während die amerikanische Notenbank nun in den letzten Monaten wenigstens versucht hat die Zinsen zu erhöhen und Geld aus dem Wirtschaftskreislauf herauszuziehen, blieb die EZB bei ihrer Nullzinspolitk mit Tendenz in den negativen Bereich. Anleger der Eurzone sind folglich noch schlechter dran, wie sich auch für den Laien deutlich am Kursunterschied DAX vs. US-Indizes ablesen lässt. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die Zinsen weit in den negativen Bereich gedrückt werden um das Halten von Bargeld noch unattraktiver zu machen.
Selbst Notenbanken kaufen vermehrt Gold
Ein zweiter Faktor, der den Goldpreis befeuert, sind die Notenbanken selbst, die nicht nur durch ihre Niedrigzinspolitik dem Goldpreis Auftrieb geben, sondern weil sie selbst massiv Gold aufkaufen. Anscheinend trauen sie ihrer eigenen Geldpolitik nicht mehr über den Weg. Dabei gilt jedoch auch zu bedenken, dass sie dann im Anschluss auch größere Mengen Gold wieder abstoßen können, um den Preis nach unten zu manipulieren, wenn der Preis zu sehr steigen sollte und so das gesamte Fiat-Money-System infrage stellt.
Der Handelskonflikt mit China
Die schöne alte Welt: In China werden billige T-Shirts, Plastikspielzeug und Elektro-Artikel zusammengeklöppelt und dann zum Nulltarif in Europa und den USA an den Mann gebracht. Für einige Jahre, ja sogar Jahrzehnte lief dieses Spiel wunderbar und der Verbraucher freute sich über günstige Preise. Doch mit der Ära Trump hat sich einiges geändert. Dieser möchte mit aller Macht die einheimische Wirtschaft schützen und stärken und somit die Billigimporte aus Fernost reduzieren oder gar ganz unterbinden. Die schöne neue Welt der Globalisierung gerät ins Wanken. Für den Verbraucher wird dies auf lange Sicht mit höheren Preisen einhergehen, wenn zahlreiche Produkte nicht mehr in Billiglohnländern zum Nulltarif produziert und dann auch noch zollfrei eingeführt werden können. Die dadurch erzeugte Unsicherheit bei Unternehmen, die drastische Umsatzeinbußen verbuchen müssen oder gar insolvent gehen, treibt Anleger in sichere Häfen wie Gold und andere Edelmetalle. Zu viele Unternehmen haben es sich bequem gemacht in der schönen zollfreien Billigwelt und diese schlagen jetzt in der Realität auf. Hinzu kommt ein drastischer Wandel der gesamten Weltwirschaft aufgrund der Themen Elektromobiltät, Digitalisierung, Umwelt- und Naturschutz sowie Klimawandel. All diese Bereiche erwischen zahlreiche etablierte Unternehmen die noch mit fossilen Brennstoffen arbeiten oder umweltschädliche Produkte herstellen auf dem falschen Fuß und sorgen für die immer häufigeren Gewinnwarnungen. Alleine der wirtschaftliche Wandel durch die Digitalisierung wird Millionen Arbeitsplätze kosten.
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